Filialkirche der Hl. Maria Sieben Schmerzen, Slovenska Bistrica; Foto: Simona Kostanjšek Brglez
Die Marienkapelle, die Vorläuferin der heutigen Kirche, die am südlichen Stadttor am Stadtmauerturm stand, wird in den Schriftquellen erstmals im Jahr 1379 erwähnt. Die Kirche wurde im 16. Jahrhundert erstmals umgebaut. Sie war im Kern ursprünglich eine gotische Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Von dieser ist nur ein Teil des kreuzrippengewölbten und polygonal umschlossen Presbyteriums, ein eingemauertes und spitzförmig geschlossenes Steinportal an der Fassade und ein Glockenturm mit einem zweiteiligen Maßwerkfenster erhalten geblieben.
Die Kirche wurde im Jahr 1629 von den Minoriten übernommen, die daneben ein Kloster errichten ließen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bauten sie die Kirche, mit Hilfe der Grafen Vetter von der Lilie, gründlich um. Der Glockenturm wurde erhöht, das Kirchenschiff gehoben und gewölbt, sowie später eine Westempore hinzugefügt. Die Bemühungen im Jahr 1796, dass ein Jahrzehnt nach der Auflösung des Klosters durch die Josephinischen Reformen auch noch die Kirche abgeschafft werden soll, blieben erfolglos. Am meisten wurde dem Gebäude Anfang der 1940er Jahre Schaden zugefügt, als das gotische Presbyterium aufgrund der Verbreiterung der Straße verkleinert wurde.
Das Interieur; Foto: Andrea Furlan
Das helle und geräumige Innere der Kirche schmückt eine Westempore, die mit einem Holzzaun aus dem späten 17. Jahrhundert umgeben ist. Jene gehört mit dessen schlanken Säulchen, Perlstäben und Dekorativfeldern zu den wenigen noch erhaltenen frühbarocken Zäune in der slowenischen Steiermark. Während der Barockisierung wurde die Kirche auch teilweise bemalt. An der Triumphbogenwand befindet sich ein Fresko mit der Szene der Verklärung des hl. Franz von Assisi, den Ordensgründer der Minoriten. Die Nische mit dem Kreuzaltar ist mit Engelchen bemalt, die die Werkzeuge des Martyriums Christi tragen.
Blick an der Chor; Foto: Andrea Furlan
Das spätgotische kreuzrippengewölbte Presbyterium war einst von einer Wand umschlossen, auf der ein großer Altar gemalt war. Aufgrund der Verbreiterung der Straße wurde diese abgestemmt. Der heutige klassizistische Altar der hl. Maria, der ursprünglich aus der Pfarrkirche des Hl. Bartholomäus stammt, wurde beim Transport im Jahr 1947 umgebaut und an seinen heutigen Standort angepasst. Von den in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfernten seitlichen Holzaltären, die dem hl. Antonius von Padua, hl. Josef, hl. Florian und hl. Kreuz gewidmet waren, sind nur zwölf Statuen erhalten. Sie sind heute an verschiedenen Bereichen der Kirche aufgestellt. Die in der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entstandenen Statuen gehören zu den weniger bekannten Werken der Bildhauerwerkstatt von Franc Krištof Reiss (1711) in Maribor. Sein hochwertigstes Werk ist der Altar in der Kapelle des hl. Franz Xaver auf Ptujska Gora.
Hauptaltar der Maria Sieben Schmerzen; Foto: Andrea Furlan
Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten zu Beginn des 21. Jahrhunderts verlor die Kirche ihren ursprünglichen Barockboden. Es waren vier Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert eingebaut. Auf den drei Grabsteinplatten im Presbyterium befanden sich die Wappen der Grafen Vetter, wobei die Platte im Kirchenschiff den Minoriten angehörte. Die ehemalige Ordens-, und heutige Marien-Stadtkirche hat eine frühbarocke Architektur, Malerei und Ausstattung. Sie zeugt von der intensiven Auftragstätigkeit der Grafen Vetter von der Lilie, den ehemaligen Großgrundbesitzern von Slovenska Bistrica, und den hiesigen Minoriten. Die Kirche gehört als Kulturdenkmal von lokaler Bedeutung, zu den wichtigsten sakralen Objekten in der Region von Slovenska Bistrica.
Simona Kostanjšek Brglez, ZRC SAZU (Forschungszentrum der slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste), Umetnostnozgodovinski inštitut Franceta Steleta (France Stele Institut für Kunstgeschichte), 2019
Der Text entstand im Rahmen des Projekts Umetnost za turizem. Umetnostnozgodovinske vsebine kot podlaga razvoju trajnostnega turizma Vzhodne Slovenije (Kunst für den Tourismus. Kunsthistorische Inhalte als Grundlage für die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in Ostslowenien), der vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Sport der Republik Slowenien und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert wird, und im Rahmen des Forschungsprogramms Slovenska umetnostna identiteta v evropskem okviru (P6-0061) (Slowenische Kunstidentität im europäischen Rahmen (P6-0061)) der aus dem Staatshaushalt seitens der slowenischen Forschungsagentur kofinanziert wird.
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